Samstag, 24. Juli 2010

Sommer '45









Und der Fuchs sprach zum Igel: "Das Dornröschen unter den mannigfaltigen
Landschaften Gesamtschlesiens hat man das Teschener Schlesien genannt.
Und mit einigem Recht. Denn trotz glänzender Verkehrslage ist das
Schlesische Land an der obersten Weichsel und den ersten Zuflüssen der
jungen Oder erstaunlich unbekannt. Vielleicht liegt das an dem früheren, nun
überwundenen "51-vom-Hundert-Standpunkt" des deutschen Binnenlandes!"

Der Igel entgegnete ihm: "Lieber Fuchs, ich interessiere mich nicht
sonderlich für das Auslanddeutschtum! Auch das "Volk ohne Raum" soll
meinetwegen ruhig ohne Obdach bleiben! Ich wiederum bin gekommen,
um dass Du mir ein Löchlein in mein Köpflein bohren tuest, damit all'
die Gedanken entweichen mögen und auf die verbrannten Felder niedergingen!"

Der Fuchs schaute verdutzt und murmelte: "Dieses Igelpack! Ein jeder
solle zwar nach seinem Gedächnis leben, aber er möge sich davor hüten
fremde, verbrannte Felder besähen zu wollen. Dieses muss ein Ende haben!

Der Igel, bereits etwas abgewandt zum Fuchs, erhob den rechten Arm
und sprach: "Und da wollt' ich etwas Brot mitnehmen und es den armen,
fast verhungerten Kindern geben - die taten mir ja so leid! Aber der Arzt
sagte, dass ich den nächsten Morgen nicht mitkommen dürfe, denn jeden
Tag müsse eine Andere mit ihm gehen. Und da war es halt nichts
mit dem Brot! Verstehst Du? Kein Brot! Naja, so war es halt!

Dem Fuchs stiegen Tränen in seine dunklen Augen. Mit leicht
zitternder Stimme und voller Sanftmut flüsterte er dem Igel ins Ohr:
"Igel, Du kleiner Igel, Du weißt doch, junge Frauen wie Erika Müller
verschenken ihr Herz ohne Reue! Ich hingegen möchte mein Herz
nur denen schenken, die mit ihren Gedanken tote Felder bewässern wollen!













































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