Dienstag, 23. November 2010

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Damals bot man ihr noch zwölf Kamele.
Die Nächte sind doch schließlich kurz im Aserbaidschan.
12 an der Zahl. Zehn für ihre Körperfülle.
Die restlichen zwei wahrscheinlich für ihr güldenes Haar -
oder ihr feines Gesicht.

Voll auf die Zehn und alle Knochen sind zertrümmert.
Keine werden wieder so zusammen wachsen wie sie waren.
Egal - heute kaschiert sie es mit einer elegant, geschwungenen
auch güldenen, italienischen Designerbrille.

Guten Morgen, ich begrüße Sie zu der heute stattfindenden
elektrischen Wimpernformerpräsentation.
Drei Stunden vor dem eigentlichen Auftritt
stand er auf um sich zu regenerieren, in den Tag zu starten
und um die Träume der Nacht zu vergessen.

Vater, Mutter, Kind, wie sie alle sind.
Dieser Kinnhaken, der ihm im Vollrausch
verpasst wurde, traf ihn kaum.
Eher war es die Tatsache, dass sein Gesicht durch
eine Glasscheibe zerschmettert werden sollte.

Das bringt Dir auch nichts mehr - Dein wunderschönes
Gesicht, wenn Du entstellt, blutend und verprügelt im
Schaufensters des Laden liegst, der Rheumadecken mit
Elektromagneten an alte, leichtgläubige Rentner verkauft.

Du hast doch viele Bewunderer, die Dich vergöttern und anbeten.
 Meistens im Drogenrausch. Vollgepumpt mit Mescalin und noch
den letzten Resten dieser weißen, kleinen Pillen.
Der Plan war die ganze Nacht durchwacht zu bleiben.
Später dann MDMA und Speed zu mischen - es fein säuberlich
auf dem Toilettendeckel zu präparieren und es sich mit den
besten Freunden durch die Nase zu ziehen...

Dann lief ich morgens um halb sieben auf der Suche nach
einer geöffneten Tankstelle, im strömenden Regen, durch die
Stadt und vergaß, dass ich eigentlich einen
Ficker für die Nacht suchte.

Er schlief so friedlich. Beine weit gespreitzt.
Den Schwanz, der sich in der Hose verbag, konnte
man auch bei noch so genauem Hinsehen nicht ausmachen.
Nur das laute Dröhnen seiner Köpfhörer erinnerte daran,
dass er noch nicht tot war und ich musste meine negrophilen
Neigungen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

Wahrscheinlich schläft er schon oder ist zu seinem besten
Freund gegangen, um sich dort mal wieder richtig beleidigen
zu lassen: Diese dreckige Hure. Damals noch drei Espressi
im Klub der Verheißungen. Es war morgens um zehn.
Bitterkalt und mit einigermaßen Glück waren sie und
ihr Freund in die Pläsierkaserne hineingelassen worden.

Kreidebleich. Augen mit schwarzem Kajal so stark
akzentuiert, dass sie ausschauten, als wären sie nur Köpfe
mit schwarzen Löchern. Die weitgeöffneten Pupillen verstärkten
diesen Eindruck um ein vielfaches. Dort saßen sie nun.
Zwei Tage lang kein Auge geschlossen und wenn doch dann
wieder zitternd erwacht, weil sie Angst hatten, dass der
Postbote ihr Geld stehlen würde oder sie eine fremde
Sprache sprechen würden, sobald sie wieder einigermaßen
klargekommen waren.

Der Junge rutschte immer tiefer im Bussitz, öffnete seine
Schenkel immer weiter und verschränkte die Arme immer fester
kurz unter seinen Brustwarzen. Glücklicherweise war er nicht
wie die anderen Busschläfer, die irgendwann derart tief in
ihre Traumwelt abgeglitten waren, dass sie im Zustand völliger
Extase den Mund offenstehen hatten.

Ober- und Unterlippe sanft, fast zärtlich, übereinander
gelegtund die grünblauen Augen friedlich durch die Lider
verdeckt. Kurz vor der Haltestelle öffnete er seinen
verschlossenen Körper, sein geschlossenes Gesicht und
plötzlich war das Augenklar durch rote Adern entstellt.

Guten Abend, ich begrüße Sie ganz herzlich zur Vorstellung
unseres neuen Leitungswasseraufbereitungsgeräts.
Die Inge, die Frau, für die zwölf Kamele geboten wurden, der
Schönling, das Mädchen und ihr Freund und ich nutzen es auch.
Welch' Glück!





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